Wandel der Zeit
Alles begann 1962 mit dem theaterbesessenen und ambitionierten Kulturhausleiter Erich Otto Busch, der sich mit anderen interessierten Leuten zusammentat, die Verbindung zum Berufstheater herstellte und anfing, zeitgemäßes, richtig gutes Amateurtheater zu machen. Das waren schätzungsweise auch die Anfänge des vollwertigen Amateurtheaters überhaupt, das mit Krippen-, Laien- oder Schülertheaterspiel nicht mehr viel zu tun hat.
Gespielt wurde auf großer Bühne mit den damals gegebenen technischen Möglichkeiten. In jedem Jahr gab es ein Weihnachtsmärchen für die Kinder und in größeren Abständen interessante Inszenierungen fürs große Volk. Träger und Finanzierer war der Großbetrieb VEB Chemiefaserkombinat Rudolstadt-Schwarza, der seinerseits erwartete, dass „sein“ Arbeitertheater auch überregional und auf Landesebene wettbewerbsfähig war und man sich damit sehen lassen konnte. So gesehen stand das Amateurtheater unter einem Zugzwang, der sich wiederum auf die künstlerische Qualität auswirkte und so manche Auszeichnung einbrachte.
Die Symbiose zum Berufstheater wurde in allen Belangen großzügig unterstützt. Ob es die kompetente künstlerische Anleitung und Empfehlung oder die professionelle Einrichtung der Technik betraf. Zudem war dadurch immer der direkte Kontakt zum Theater überhaupt als Spiegel und Triebkraft der Gesellschaft gegeben.
Ende der 70er bildeten sich durch den verstärkten Umgang mit experimentellem Theater neue Stile und Formen heraus, die sich auch entscheidend auf die nächste Phase des Amateurtheaters auswirkten. Es entstand die Form des jetzigen Theaters: vom Mehr-Vorführ-und-Anschau- zum aktivierenden Mitdenk-Theater.
Auf der ewigen Suche des Theaters nach Wahrheit und Wahrhaftigkeit setzte bei der Auswahl der Stücke Ende der 80er Jahre eine neue Bewusstheit ein. Die Konstellation der Gruppe, schon unter dem jetzigen Leiter Frank Grünert, war so stark geworden, dass sie es schaffte, sich gegen politische Widerstände durchzusetzen und sich inhaltlich für Gegenwartsproblematiken in der damaligen DDR entschied – als Möglichkeit sich selbst zu positionieren und zu äußern. So hat nach und nach die Entwicklung des Profils begonnen, das die Gruppe jetzt zeigt.
Nach der politischen Wende und dem Wegfall des Trägerbetriebes gründeten die Mitglieder des Amateurtheaters im Januar 1991 einen Verein mit dem Namen theater-spiel-laden, der inzwischen im In- und Ausland Anerkennung genießt.
Heute lebt und entwickelt sich das Amateurtheater mit finanziellen Förder- und Eigenmitteln – vor allem durch die Faszination am Theater, den ungebrochenen Idealismus und die immerwährende Neugier der Macher, die es immer wieder geschafft haben, andere zu begeistern und heranzuziehen.