Beifallssturm statt Regenschauer an den Rudolstädter Bauernhäusern

theater-spiel-laden feiert erfolgreiche Premiere für das Sommertheater

von TA/OTZ/TLZ
Am Ende des Stückes wird Casanova Norman (Oliver Bergmann) von seiner Schwiegermutter (Erika Krämer) verführt. (Foto: Norbert Kleinteich)

Unter dem Titel „Quer durch den Garten“, einer Komödie von Alan Ayckbourn, gelang dem theater-spiel-laden eine erfolgreiche Premiere für das Sommertheater im Hof der Bauernhäuser.

Schwarze Wolken zogen am vergangenen Samstag aus Richtung Saalfeld drohend am Himmel Saale abwärts. Das zahlreiche Publikum, das bereits mit geöffneten Schirmen auf den Plätzen saß, schaute ebenso wie Theaterleiter Frank Grünert nach oben. Doch schon nach ein paar Regentropfen nahm das laue Sommerwetter ebenso seinen Lauf nach dem Drehbuch, wie auch die Handlung selbst. Damit war sogar die Stimmung für die Nacht und zugleich für die Komödie gegeben, dass Urinstinkte des Steinzeitmannes wieder nach oben kommen.

Genau das passierte bei einem Familientreffen, das sich vor der Kulisse der Bauernhäuser, dem Sommersitz der Familie, abspielte und sich als wild verwirrendes Wochenende herausstellte. Schuld war Norman (Oliver Bergmann), Ehemann einer beruflich erfolgreichen Frau, der mit seinem Charme quer durch den Garten alle Frauen bezirzt und selbst vor seinem Schwager nicht halt macht.

Ganz bescheiden wirkt dagegen der Tierarzt Tom (Dominik Möckel), der Nachbarin Annie begehrt. Sie ist die Schwester von Ruth (Michelle Baumert) und wohnt im Elternhaus bei der pflegebedürftigen Mutter. Hierhin kommen Annies Bruder Reg (Frank Grünert) und seine Frau Sarah (Ursula Jahn), um Annie (Maria Böhme) zu vertreten. Norman hat geheimerweise Annie versprochen, mit ihr zu einem Liebeswochenende ins Hotel nach Binz zu fahren. Doch stattdessen eröffnet er ihr, dass es nur nach Hoyerswerda geht. Aber Norman meint, dass man bei dem amourösen Abenteuer sowieso kaum das Hotelzimmer verlasse.

Reg ist da in ganz anderem Glauben. Vielmehr vermutet er Tom an Normans Stelle. Als er das Gegenteil erfährt, gerät das ganze Geschehen aus den Fugen und Norman läuft als Wüstling zu Höchstform auf. Seine Frau weiß warum: „Er springt den Leuten auf den Schoß, die ihn dazu ermutigen.“

Nachdem Ruth einen Unfall produziert, weil sie ihre Brille nicht mitgenommen hatte, geht das Stück dem Ende entgegen. Die drei Frauen lassen den Luftikus stehen, dem sich dann die „auferstandene“ verführerische Mutter (Erika Krämer) von Reg, Ruth und Annie angelt. Passend dazu erklingt Zarah Leanders „Wunderbar“, begleitet von stürmischem Applaus.

Der Auftritt von Erika Krämer als ältestes Mitglied des theater-spiel-ladens überraschte nicht nur in der Schlussszene das Publikum, sondern auch als Diva vom Balkon des Bauernhauses zwischen den Akten. Ihr Auftritt erinnerte etwas an die lästernden alten Herren auf dem Balkon in der Muppet-Show. Eine angelsächsische Komödie eben.

Quasi hinter den Kulissen ist die Jüngste des Ensembles tätig. Rea Fuller, 16-jährig, ist Maskenbildnerin seit einem Jahr, was auch ihr Berufswunsch ist. Die Komödie war ihr drittes Projekt Maske.

„Das Wetter war unsere größte Sorge“, so Frank Grünert, der das Management übernahm. Regie und Ausstattung hatte Michael Dissmeier inne. Das sei ein absoluter Segen gewesen. Und da man gemerkt hat, dass das Publikum gut drauf war, hat das Schauspiel auch den Akteuren sichtlich Spaß gemacht. Die Tickets verkauften sich wie warme Semmeln.

Überhaupt ist das Ensemble strukturell aus allen Ebenen bestückt, vom Schüler bis zum Rentner, von Vielfalt geprägt. Das sagte dem Publikum zu. Vor allem wirkt die malerische Kulisse der Bauernhäuser, die Nähe und familiäres Ambiente ausstrahlt. Die Proben zu „Quer durch den Garten“ begannen im März. Am Ende waren es 40 an der Zahl. Dafür opfert man eine Menge Freizeit. Weitere vier Vorstellungen folgen.

Norbert F. Kleinteich

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